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Evonik Industries AG

Die Evonik Industries AG mit Sitz in Essen ist ein börsennotiertes Unternehmen der Spezialchemie.

 Weltmarktführer Rang 025 Stand 2015 Zurück zur Liste: Weltmarktführer Rang 001 – 100

 

Das Unternehmen erwirtschaftet mehr als 80 Prozent des Chemieumsatzes aus führenden Marktpositionen. Evonik beschäftigte Ende 2014 33.412 Mitarbeiter und wies bei einem Umsatz von 12,9 Mrd. Euro ein Konzernergebnis von 568 Mio. Euro (Vorjahr: 2,05 Mrd. Euro) aus. Der größte Evonik-Standort der Welt befindet sich in Marl, Hauptaktionär ist noch die RAG-Stiftung.

Historische Daten zur Evonik Industries AG – 1843 bis 1900

Jahr
1843 Der Frankfurter Senat beschloss, die neue Edelmetallscheiderei an den Münzwardein (Münzbeamten) Friedrich Ernst Roessler gegen Pacht und Sicherheitsleistungen zum eigenen Betrieb zu vermieten. Die Edelmetallscheideanstalt war der 1840 eröffneten Münze angegliedert. Roessler – Techniker mit unternehmerischem Weitblick – eröffnete die Scheideanstalt am 2. Januar und legte damit einen der Grundsteine für die Evonik Industries AG.
1847 Der Chemiker Theodor Goldschmidt gründete am 8. Dezember in Berlin die Chemische Fabrik Th. Goldschmidt, eine weitere Wurzel der heutigen Evonik Industries AG. Der Standort des Betriebes befand sich zunächst an der Köpenicker Chaussee, unmittelbar angrenzend an die Kattun-Druckerei R. Goldschmidt & Söhne, eine der größten Stoff verarbeitenden Fabriken Berlins und wichtigste Abnehmerin der Goldschmidt-Produkte; Geschäftsführer waren dort zwei Onkel von Theodor Goldschmidt, Karl und Eduard Goldschmidt. Dementsprechend lieferte die junge chemische Fabrik zu Anfang in erster Linie Vorprodukte für die Textilveredelung, darunter Präpariersalz (Zinnsoda), Dextrin, Chlorkalk, Zinnsalz und geringe Mengen Chlorzinn.
1849 Nur zwei Jahre nach der Gründung entschloss sich Theodor Goldschmidt, seine Fabrik aus Platzgründen zu verlegen. Die Wahl fiel auf ein Grundstück am Berliner Landwehrkanal. Damit wurde die Voraussetzung für eine erste, noch sehr zögerliche Vergrößerung der Geschäftstätigkeit geschaffen
1860 Raummangel machte auch in der Frankfurter Scheideanstalt Veränderungen notwendig. Der Platz in der Münze zur Verarbeitung der Nebenprodukte, die bei der damals gebräuchlichen Schwefelsäurescheidung von Gold und Silber anfielen, reichte nicht aus. So errichtete Friedrich Ernst Roessler in nächster Nähe an der Frankfurter Schneidwallgasse ein chemisch-technisches Labor. In den folgenden 150 Jahren wurde daraus der Hauptsitz der Degussa AG bzw. der Standort Frankfurt der Evonik Industries AG.
1863 Hector, der älteste Sohn von Friedrich Ernst Roessler, übernahm die Leitung des chemisch-technischen Labors in der Schneidwallgasse. Noch im selben Jahr begann er mit der Produktion von Silbernitrat und ein Jahr später mit der Fabrikation von Cyankalium. Cyankalium wurde für die Galvanotechnik und in späteren Jahren, wie auch heute noch, in großen Mengen für die Goldlaugung benötigt. So kam zum Metallbereich schon früh die Chemie hinzu.
1866 Infolge des Preußisch-Österreichischen Krieges verlor die Stadt Frankfurt ihre politische Selbständigkeit. Die Münzprägeanstalt war nun eine königlich-preußische Behörde und dem Finanzminister in Berlin unterstellt. Dieser übernahm den Münzwardein Friedrich Ernst Roessler in seine Dienste. Dafür musste Roessler sich aus dem privatwirtschaftlichen Scheidegeschäft zurückziehen. Die Regierung kündigte die Räume im Münzgebäude und gestattete Roessler, die „fiskalischen Scheidereieinrichtungen gegen Erlegung des Materialwertes“ für seine beiden ältesten Söhne Hector und Heinrich – beide ausgebildete Chemiker – zu übernehmen. Heinrich Roessler verlegte den Edelmetallscheidebetrieb aus der Münze in die Räume des nahegelegenen chemisch-technischen Labors von Hector Roessler an der Schneidwallgasse. Das Labor zog um in einen Fabrikbau an der Gutleutstraße in Frankfurt am Main und wurde zum Werk Frankfurt der späteren Degussa. Heute gehört das Werk der amerikanischen Ferro Inc.
1868 Unter der Firmierung Friedrich Roessler Söhne eröffneten die Brüder Hector und Heinrich die Frankfurter Edelmetall-Scheideanstalt zum 1. Januar als reines Privatunternehmen neu. Mehr als 100 Jahre blieb der Edelmetallbetrieb in der Innenstadt. 1972 wurde er in das neuerrichtete Metallwerk auf dem Gelände der damaligen Zweigniederlassung Wolfgang, die heutige Industriepark Wolfgang GmbH, in Hanau verlegt. Das Edelmetallscheidegeschäft kam im August 2000 zur Norddeutschen Affinerie, Hamburg, die den Betrieb an die Elbe verlagerte. Das ehemalige Metallwerk im Industriepark Wolfgang gehört heute zur belgischen Umicore-Gruppe.
1873 Die Reichsgründung im Jahr 1871 hatte die Umstellung auf die Markwährung, die einheitliche Reichsgoldwährung, zur Folge. Sie machte alle Gulden und Taler der deutschen Kleinstaaten ungültig. Für die neu zu prägenden, auf Mark und Pfennige lautenden Münzen mußte zunächst das Edelmetall aus dem außer Kurs gesetzten Geld zurückgewonnen werden. Für die zu erwartenden großen Scheideaufträge war die Frankfurter Firma Friedrich Roessler Söhne zwar technisch gerüstet, doch mangelte es ihr an Kapital, da das Deutsche Reich bedeutende Garantien verlangte. Deshalb entschlossen sich die Brüder Hector und Heinrich Roessler, ihre Firma in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln: am 28. Januar 1873 wurde die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler gegründet.
1875 Der erste Auslandsstützpunkt der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt entstand in Österreich. Louis Roessler, der fünfte Sohn des Münzwardeins, errichtete in Wien eine Vertretung. Aus diesen Anfängen ging in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts nach mehreren Zwischenstationen und der Aufnahme einer eigenen Produktion die Louis Roessler Ges.m.b.H. hervor, die nach dem Anschluß Österreichs an Hitler-Deutschland mit anderen Wiener Stützpunkten 1940 zu einer Zweigniederlassung der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt zusammengefasst wurde. Sie fiel nach dem Zweiten Weltkrieg als „deutsches Eigentum“ an die damlige Sowjetunion und kam infolge des Österreichischen Staatsvertrags (1955) in den Besitz des Staates Österreich. Das Unternehmen wurde über eine Holdinggesellschaft von der nachmaligen Degussa zurückgekauft und in Österreichische Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler umbenannt.

Die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt versicherte ihre Arbeiter „sowohl gegen temporäre als dauernde Arbeitsunfähigkeit“ bei der Allgemeinen Versicherungsbank in Leipzig. Die gesetzliche Kranken- und Unfallversicherungspflicht wurde erst acht, bzw. neun Jahre später in Deutschland eingeführt.

Der Tod des Firmengründers Theodor Goldschmidt am 4. Januar traf die Chemische Fabrik Th. Goldschmidt mitten in der sogenannten Gründerkrise empfindlich. Die schlechte Lage des Berliner Textilgewerbes hatte bereits 1873 einen Höhepunkt erreicht, nachdem 1871 die hochentwickelte Textilindustrie Elsaß-Lothringens als Konkurrenz hinzukam. Die Folge waren zahlreiche Konkurse, darunter auch jener der Firma R. Goldschmidt & Söhne. Damit war für die Chemische Fabrik Th. Goldschmidt der Vorteil des Berliner Standortes ins Gegenteil umgeschlagen; die Kunden saßen nunmehr im Westen des jungen Deutschen Reiches. Beim Tod des Vaters waren die Söhne Karl und Hans noch minderjährig. Eine treuhänderische Unternehmensleitung durch ihren Schwager, den Chemiker und Afrikaforscher Otto Kersten, half, das Vakuum zu überbrücken. Unter Kersten blieb das in eine OHG umgewandelte Unternehmen in den vorgegebenen Bahnen; mit der Herstellung von Chlorzink kam allerdings ein neues, bedeutendes Arbeitsgebiet hinzu.

1880 Aufnahme der Produktion von feuerfestem Glanzgold zur Dekoration von Glas, Porzellan und Keramik nach einem von Heinrich Roessler entwickelten Verfahren. Das Glanzgoldgeschäft wurde zum Welterfolg. Die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt übernahm von den beiden Glanzgoldproduzenten, die es in Deutschland bereits gab, den Vertrieb und später auch die Produktion. Es kam zu langjährigen Vertretungsverträgen für Großbritannien, Frankreich und Rußland. Die Fabrikation weiterer keramischer Farben begann 1881 mit Porzellanmalerfarben, 1882 folgten Unterglasurfarben, 1930 verschiedene Poliersilber und 1931 die Herstellung von Glasurfritten. Mit einem breiten Angebot von Edelmetallpräparaten und Dekorfarben sowie von Farbkörpern, Fritten und Glasuren bis hin zu besonderen Rohstoffen entwickelte sich die vormalige Degussa zu einem der bedeutendsten Lieferanten für die keramische Industrie mit Produktionsstätten in der Bundesrepublik Deutschland – seit 1990 auch in Colditz/Sachsen -, in Italien, Frankreich, Spanien, Brasilien, in Mexiko und in Japan. 2001 wurde das Geschäft verkauft, da es nicht mehr zum Kerngeschäft gehörte.
1882 Franz Roessler, der sechste Sohn des Münzwardeins, begann in den USA – genauer im New Yorker Stadtteil Brooklyn – mit der Herstellung von Frankfurter Glanzgold. Die Fabrikation weiterer keramischer Farben, aber auch von Cyankalium, Aceton und Chloroform folgte. Daraus entstand 1889 die Firma Roessler & Hasslacher Chemical Company, New York, mit einer Produktionsstätte in Perth Amboy/New Jersey. In den folgenden Jahren wurden weitere Beteiligungsgesellschaften und eine Fabrik in Niagara Falls gegründet, die nach und nach das gesamte Produktionsprogramm der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt übernahmen. Die Unternehmen gingen jedoch durch Beschlagnahme im Ersten Weltkrieg verloren.

Da die damals gebräuchliche Schwefelsäurescheidung mit erhebichen Abluftproblemen behaftet war, entwickelte Heinrich Roessler ein „Verfahren zur Beseitigung der schwefligen Säure aus Hüttenrauch und Fabrikgasen durch Kupfervitriol und atmosphärische Luft“ und meldete es zum Patent an. Mit diesem Verfahren, das von anderen europäischen Scheideanstalten übernommen wurde, war zugleich ein Recycling-Prozess verbunden, nämlich die Rückgewinnung von Schwefelsäure.

Der junge Karl Goldschmidt übernahm als frisch promovierter Chemiker vorerst die alleinige Firmenleitung der Chemischen Fabrik Th. Goldschmidt. Ab 1888 teilten sich die Brüder Karl und Hans Goldschmidt für rund 30 Jahre die Verantwortung. Dabei kristallisierte sich schnell eine Arbeitsteilung heraus. Karl Goldschmidt verstand sich als Unternehmer und später auch als Sozialpolitiker, während der begnadete Chemiker Hans Goldschmidt die technische Entwicklung der Gesellschaft vorantrieb.

Im gleichen Jahr begannen bei Goldschmidt in Berlin Versuche zur Entzinnung von Weißblechabfällen. Zinn war in Europa ein überaus kostbarer, meist aus Südamerika importierter Rohstoff. Ein dünner Zinnüberzug veredelte gewöhnliche Bleche zu Weißblech; eine der Grundlagen der modernen Konsumgüterindustrie. Lange existierte kein Weg, das Zinn wieder vom Blech zu lösen. Dies wiederum war auch ein vielgehegter Wunsch der Eisen- und Stahlindustrie. Denn das neue Siemens-Martin-Verfahren zur Stahl(rück-)gewinnung verlangte nach großen Mengen Altmetall, wobei das Zinn jedoch ein unerwünschter Begleitstoff war.

1884 Die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt führte den Achtstundenarbeitstag ein, und zwar in Form der sogenannten Englischen Arbeitszeit. Das bedeutete: Zu den acht Stunden Arbeit kamen zwei Pausen von je einer halben Stunde hinzu, so daß der Mitarbeiter insgesamt neun Stunden im Unternehmen verbrachte. Erst 1918 wurde in Deutschland der Achtstundentag als Normalarbeitszeit durch Gesetz vorgeschrieben.
1885 Die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt stiftete einen Pensionsfonds für die Arbeiter, Angestellten und deren Hinterbliebene. Die Mitarbeiter mussten keine Beiträge zahlen. Nach Inkrafttreten des Reichsgesetzes zur Invaliditäts- und Altersversicherung für die Arbeiter am 1. Januar 1891 übernahm Degussa entsprechend ihrer bisherigen privaten Regelung für ihre versicherungspflichtigen Arbeiter auch die Zahlung des gesetzlichen Arbeitnehmeranteils.

Wilhelm Merton, Gründer der Metallgesellschaft AG in Frankfurt am Main, stiftete als Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt 1894 die „Spezial-Pensions-Reserve“, um „den Arbeitern und Angestellten in solchen Fällen, in denen die vorhandenen Versicherungen einen Anspruch auf Entschädigung nicht vorsehen, Beihilfen zu gewähren“.

1887 Die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt errichtete an der Schneidwallgasse in Frankfurt am Main – in unmittelbarer Nähe zum Scheidebetrieb – den ersten Verwaltungsneubau mit Direktionsräumen und Sitzungszimmern sowie Büroräumen für kaufmännische Angestellte, dazu eine „Fernsprechzentrale“. 1905 ließ das Unternehmen ein weiteres Bürogebäude an der Weißfrauenstraße bauen. Beide Häuser wurden im Zweiten Weltkrieg (1944) zerstört. An der Weißfrauenstraße in der noch stark zerstörten Frankfurter Innenstadt entstand jedoch abermals ein Verwaltungsbau, der 1950 bezogen wurde. Weitere Gebäude folgten: das „Hochhaus“ am heutigen Willy-Brandt-Platz, dazu die Gebäude an der Seckbächer Gasse, am Main und in der Neuen Mainzer Straße. Auf dem von diesen Gebäuden eingeschlossenen Gelände begannen 1981 die Bauarbeiten für die Neugestaltung des heutigen Standortes Frankfurt, damals Degussa-Hauptverwaltung. Der Kreuzbau wurde 1984, der Südbau mit Betriebsrestaurant zwei Jahre später bezogen.
1888 Bernard Frederick Laporte die B. Laporte Chemical Manufacturer and Drysalter, eine Produktionsfirma für Wasserstoffperoxide, die als Bleichmittel in der Textilindustrie eingesetzt wurden. Aufgrund des großen und raschen Erfolges entstand bereits zehn Jahre später ein neues Werk in Luton, nördlich von London. Das starke Unternehmenswachstum führte 1908 zur Gründung der B. Laporte Ltd. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurden mit Natriumperborat, schwefliger Säure und Blanc Fixe (für die Papier- und Gummindustrie) neue Produkte angeboten, ab 1917 auch Bariumperoxid. Auch nach dem Tod des Gründers 1924 blieb Laporte zunächst ein noch kleines Unternehmen, ein typischer Zulieferer, hauptsächlich der Textilindustrie.
1889 Mit der Einführung der elektrolytischen Entzinnung gebührt der Chemischen Fabrik Th. Goldschmidt der Verdienst, das erste industriell verwertbare und zugleich rentable Verfahren zur Wiedergewinnung von Zinn aus Weißblech entwickelt zu haben. Die Konsequenzen waren einschneidend: eine notwendige Vergrößerung der Berliner Fabrik, die nunmehr rund 60 Arbeiter beschäftigte, war nicht mehr möglich und die Absatzmärkte sowohl für das Zinn als auch für das entzinnte Blech befanden sich überwiegend im rheinisch-westfälischen Industrierevier. Die erforderliche Betriebsverlagerung begann 1889 mit dem Ankauf eines verkehrsgünstigen Geländes nördlich der Stadt Essen. Noch im gleichen Jahr wurden die Bauarbeiten aufgenommen.
1890 Im Februar nahm die neue Essener Fabrik von der Goldschmidt AG nach dem Umzug des Unternehmens aus Berlin den Betrieb auf. Ihr Herzstück bildete die Weißblechentzinnung, darüber hinaus wurden weiterhin zahlreiche Textilchemikalien angeboten. Schnell wurde die Entzinnung zum großen Erfolg: bereits 1892 hatte sich die Mitarbeiterzahl gegenüber 1889 auf 120 verdoppelt, um bis zum Jubiläumsjahr 1897 auf 217 zu steigen.
1892 Im Scheidereibetrieb der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt wurde anstelle der bisher üblichen Schwefelsäurescheidung die moderne Silberelektrolyse eingeführt. Die Goldelektrolyse folgte vier Jahre später.
1893 Die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt führte erstmals „Ferien zur Erholung für Arbeiter“ ein, je nach Dienstalter gab es drei bis sechs Tage. Auch Goldschmidt gewährte seinen Mitarbeitern Urlaub. Ab 1906 wurde sogar ein gesicherter Urlaubsanspruch festgeschrieben.
1895 Goldschmidt meldete zwei der wichtigsten Innovationen der Firmengeschichte zum Patent an. Zum einen handelte es sich um ein verbessertes, weil zyklisches, elektrolytisches Entzinnungsverfahren. Damit konnte das Zinn erstmals in einem Arbeitsgang nahezu vollständig vom Blech gelöst werden, was den Durchsatz, die Effektivität und den Ertrag der Weißblechentzinnung nachhaltig steigerte. Das metallische Zinn wurde in einer bis dahin unerreichten Reinheit von 99,8 Prozent unter dem Namen „Baum“ angeboten, lange Zeit ein Markenzeichen für Goldschmidt.

Vielleicht noch bedeutender war aber die Anmeldung des sogenannten Thermit-Verfahrens von Hans Goldschmidt, des Begründers der Aluminothermie. Die hohe Reaktionsfähigkeit und Wärmeentwicklung des von Hans Goldschmidt kreierten Aluminiumgemisches, das bei Entzündung selbsttätig weiterbrannte, wurde zunächst zur Herstellung kohlefreier Metalle wie Chrom, Ferrochrom und Mangan benutzt. Erst einige Jahre später bekam das Thermit-Verfahren seine Hauptbedeutung durch die rapide Verkehrsentwicklung. Es wurde zum bis heute wichtigsten Verfahren zur Verschweißung von Schienen für Straßen- und Eisenbahnen – unerlässlich für den Komfort und die Sicherheit des Schienenverkehrs.

1897 Nach der bereits im Vorjahr eingeführten Betriebskrankenkasse rief Goldschmidt die nach einem ehemaligen Meister benannte Ernst-Stelzer-Pensionskasse ins Leben. Der Initiator Karl Goldschmidt hatte es bereits 1890 beim Umzug nach Essen für seine Pflicht gehalten, diejenigen Berliner Arbeiter, die für den Wechsel nach Essen zu alt waren, aus Firmenmitteln zu unterstützen. Aus diesem Fürsorgegedanken heraus entstand die neue Pensionskasse mit einem Stiftungskapital von 10.000 Reichsmark. Arbeiter und Unternehmen zahlten anteilig Beiträge, die den Arbeitern und deren Angehörigen Unterstützung bei dauernder Dienstunfähigkeit oder Tod bieten sollte. Bereits 1885 hatte die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler in Frankfurt einen ersten Pensionsfonds eingerichtet.
1898 Die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt gründete zusammen mit der Aluminium Company, London, die Electro-Chemische Fabrik Natrium GmbH in Frankfurt am Main. Diese Gesellschaft errichtete in Rheinfelden am Oberrhein – dort war gerade das erste europäische Wasserkraftwerk in Betrieb gegangen – ein Werk zur Fabrikation von metallischem Natrium durch Schmelzflusselektrolyse nach einem von Hamilton Y. Castner entwickelten Verfahren. Natrium benötigte die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt für die Herstellung von Cyansalzen. Die Produktion begann 1899. Noch im selben Jahr lief auch der Natriumperoxidbetrieb an. Im Laufe der Jahre wurde das Werk Rheinfelden – seit 1919 im Alleinbesitz der vormaligen Degussa – zum Ausgangspunkt vielseitiger Entwicklungen, besonders auf dem Gebiet der Aktivsauerstoffverbindungen (Perverbindungen) und der pyrogenen Kieselsäure AEROSIL®.

Im gleichen Jahr erfolgte, ebenfalls in Rheinfelden, die Gründung der Elektrochemische Werke GmbH, die eine Mehrheitsbeteiligung der AEG war. Auch sie nutzte die Energie des neuen Wasserkraftwerks. Geschäftsführer war der Sohn des AEG-Gründers Emil Rathenau, der Chemiker Walter Rathenau, später bis zu seiner Ermordung 1922 erster Außenminister der Weimarer Republik. Das in Rheinfelden vor Ort gewonnene Steinsalz wurde im Werk elektrolytisch in Chlor und Natrium gespalten; das Chlor zu Chlorkalk, das Natrium zu Natronlauge verarbeitet. Das Werk gelangte über die Chemischen Werke Griesheim Elektron und die Dynamit Nobel AG 1988 in den Besitz von Hüls. Im Zuge der 1999 erfolgten Fusion der Degussa AG mit der Hüls AG wurden beide Rheinfeldener Werke zu einem verschmolzen. Kooperationen hatte es aber schon zuvor gegeben. So wurde im späteren Hüls-Werk ab 1942 Siliziumtetrachlorid produziert, das im Nachbarwerk der Degussa zur Herstellung der pyrogenen Kieselsäure AEROSIL® verwendet wurde.

Erste Wahl eines “Arbeiterausschusses“, der die Wünsche und Beschwerden der Arbeiterschaft gegenüber der Geschäftsleitung der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt vertrat und bei Lohnregelungen hinzugezogen wurde. Die Wahl des ersten „Beamtenausschusses“ für die Angestellten des Unternehmens erfolgte 1901. Eine staatliche Regelung über die Mitwirkungsrechte der Arbeitnehmer brachte erst das „Gesetz über die Betriebsräte“ vom Februar 1920.

1899 Die erste öffentliche Schienenschweißung mit dem von Hans Goldschmidt entwickelten Thermit-Verfahren wurde im Auftrag der Essener Straßenbahnen durchgeführt. Die Schweißstelle wurde dabei aneinandergepresst, in eine Form gepackt und darüber in einem Tiegel die Thermit-Schweißmasse entzündet. Bei ca. 3.000°C flüssig geworden, floss die Stahlmasse in die Schienenlücke, um dort schnell zu erkalten. Anschließend musste die Schweißstelle lediglich nachgeschliffen werden und war dann in kurzer Zeit wieder befahrbar. Bis zum ersten Weltkrieg eroberte das Thermit-Verfahren zunächst vor allem Straßen- und Privatbahnen, während sich die großen Eisenbahnunternehmen noch skeptisch zeigten.
1900 Für die verstärkte Vermarktung des neuen Thermit-Verfahrens zur Herstellung kohlefreier Metalle sowie zur Schienenschweißung gründete die Chemische Fabrik Th. Goldschmidt die Allgemeine Thermit-Gesellschaft. Diese wurde die Rechtsvorgängerin der 1919 gegründeten Elektro Thermit GmbH, die 1998 veräußert wurde.

 

Unternehmensgeschichte der Evonik Industries AG geht weiter:

 

Quellenangabe:

Unternehmen
Beschreibung https://de.wikipedia.org/wiki/Evonik_Industries
Historie http://geschichte.evonik.de/sites/geschichte/de/zeitleiste/Pages/default.aspx
Logo im Artikelbild
https://de.wikipedia.org/wiki/Evonik_Industries

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