FLABEG Holding GmbH
Flabeg Holding GmbH ist ein Unternehmen in der Glasbearbeitung.
Weltmarktführer | Rang 485 | Stand 2015 | Zurück zur Liste: Weltmarktführer Rang 401 – 500 |
Nach eigenen Angaben beherrscht es alle Prozesse der Glasveredelung. Biegen und Beschichten zählen zu den Kernkompetenzen des Unternehmens. Das Unternehmen ist seit April 2013 insolvent. Ende 2013 wurde Flabeg durch Sun & Life, eine Tochter der ACWA Holding übernommen.
Bei der Veredelung von Glas, vor allem bei Herstellung von Außenspiegeln (Automotive), ist das Unternehmen Weltmarktführer. Bei der Produktion von Solarspiegeln für solarthermische Kraftwerke ist das Unternehmen sogar schon seit 30 Jahren weltweit führend. Mit 40 Patenten investiert Flabeg jährlich ca. 2 Mio. Euro in Forschung und Entwicklung und erzielt mit weltweit ca.1.800 Mitarbeitern einen Gruppenumsatz von 170 Mio. Euro (2009/2010), davon 90 % im Ausland.
Beschichten
Die Entwicklung von Dünnschichttechnologien zählt zu den Schwerpunkten der Flabeg Forschung. Prozesstechnisch arbeitet das Unternehmen mit Verfahren der physikalischen Gasphasenabscheidung (engl. Physical Vapour Deposition, kurz PVD). Dies bezeichnet eine Gruppe von Beschichtungsverfahren im Hochvakuum zur Herstellung von dünnen Schichten im Nanometerbereich. Flabeg nutzt folgende PVD-Verfahren:
- Elektronenstrahlbedampfung (electron beam evaporation)
- Sputtern (Sputterdeposition, Kathodenzerstäubung)
sowie reaktive Varianten dieser Prozesse.
Elektronenstrahlverdampfung
Bei diesem Beschichtungsverfahren wird das in Tiegeln befindliche granulare Beschichtungsmaterial durch Beschuss mit einem hochenergetischen fokussierten Elektronenstrahl verdampft. Das verdampfte Material breitet sich in einem Dampfstrahl keulenförmig aus und schlägt sich auf den oberhalb der Schmelztiegel befindlichen Glassubstraten nieder. Dort erfolgt die Schichtbildung durch Kondensation. Der Einsatz drehbarer Mehrlochtiegel, die mit unterschiedlichen Beschichtungsmaterialien bestückt werden können, ermöglicht die Beschichtung von Multilayern in einem einzigen Beschichtungszyklus. Die Schichtstruktur ist steuerbar durch die gewählten Beschichtungsparameter und über die Substrattemperatur. Mit der exakten In-Situ-Steuerung des Beschichtungsprozesses, bspw. Abschalten der Elektronenkanone nach Erreichen des erforderlichen Transmissionswertes, werden hochpräzise optische Funktionsbeschichtungen wie bspw. Strahlteiler mit unterschiedlichen Transmissions- und Reflexionswerten produziert: ein entscheidender Vorteil bei der Beschichtung mittels Elektronenstrahlverdampfung. Flabeg betreibt das Elektronenstrahlverdampfen im Batch-Betrieb. Neben Metallen und Oxiden in reaktiver Atmosphäre können auch Fluoride und Sulfide gedampft werden.
Magnetronsputtern
Das Prinzip des Magnetronsputterns basiert auf einer kontinuierlichen Argon-Gasentladung, dem Plasma. Das Plasma wird bei Unterdruck durch eine Hochspannung von bis zu 1000 V gezündet. Das an dem Magnetron befestigte Targetmaterial wird durch den Beschuss mit Argon-Ionen zerstäubt und scheidet sich als dünne, gleichmäßige und kompakte Schicht auf der Glasoberfläche ab. Bei nicht reaktiven Sputterprozessen, wie bspw. von Metallschichten, setzt sich das zerstäubte Kathodenmaterial direkt auf der Glasfläche ab, während es beim reaktiven Sputtern von Oxiden oder Nitriden mit Reaktivgasen vor dem Abscheiden auf der Glasfläche reagiert.
Doppelmagnetrons
Reaktive und nicht reaktive Sputterprozesse werden in einem einzigen Beschichtungsvorgang aufgebracht. Durch den Einsatz von Doppelmagnetrons lassen sich hochisolierende und hochresistente Siliziumoxidschichten als Basismaterial für optische Funktionsschichten wie bspw. Antireflexsysteme herstellen. Die damit erzielte Entspiegelung beträgt > 99 %. Typische Anwendungen für entspiegeltes Glas im Automobilbereich sind Abdeckgläser für Armaturen und Kombiinstrumente, die eine reflexionsfreie Sicht auf Autoimstrumente, wie bspw. Tachometer u.ä. gewähren (Flabeg RControl®). Weitere Anwendungen sind Abdeckungen für Bildschirme, Displays u.ä. , sowie sogen. Museumsglas (Flabeg ARTControl®), entspiegeltes Glas für hochwertige Kunstwerke. Für letztere Anwendung wird als weitere Funktionsschicht ein UV-Schutz aufgebracht.
Heiß- und Kaltprozesse in der Beschichtungstechnik
Die Sputteranlage von Flabeg eignet sich gleichermaßen für Heiß- und Kaltprozesse, d.h. Beschichtungsvorgänge, bei denen das Glas auf eine Temperatur von bis zu 300 C erwärmt wird, sowie Beschichtungsvorgänge von nicht erwärmtem Glas. Flabeg sputtert alle relevanten Materialien:
- Metallische Beschichtungen
- Hochtransparente oxidische Schichten
- Nitridische Schichten
- Mischschichten aus definierten Verhältnissen von Sauerstoff und Stickstoff
- Transparente leitfähige Indiumzinnoxid-Beschichtungen
Beschichtbar sind maximale Glasabmessungen von 2,70 m x 1,80 m.
Biegen
Generell stehen der Glasverarbeitung zwei Biegeverfahren zur Verfügung: Das Senk- und das Pressbiegen.
Pressbiegen
In einem Rundtaktofen wird das Glas auf eine Temperatur von ca. 620 °C erwärmt, ehe es mit einem Pressstempel geformt wird
Senkbiegen
In einem Durchlaufofen wird das Glas auf Temperaturen von etwa 650 °C gebracht. Die Biegung des Glases in die entsprechende Form erfolgt dabei alleine durch die Schwerkraft des Glases. Mit dem Präzisionsbiegen von Außenspiegelgläsern von Autos und Nutzfahrzeugen konnte der sogen. „tote Winkel“ abgeschafft werden: ein entscheidender Beitrag zur Verkehrssicherheit. Auch bei der Anwendung Solarspiegel ist das Präzisionsbiegen ein wichtiger Funktions- und Qualitätsparameter. Als weltweit erstes Unternehmen startete Flabeg in den 70er Jahren erste Aktivitäten in diesem Bereich. Die ersten solarthermischen Kraftwerke (SEGS I-IX), die in den 1980er Jahren in der Mojave-Wüste in Kalifornien gebaut wurden, sind mit diesen Spiegeln ausgestattet und bis heute kommerziell in Betrieb.
Parabolrinnenkraftwerke
Die Kollektoren bestehen aus gewölbten Spiegeln mit einem parabelförmigen Querschnitt. Sie werden einachsig der Sonne von Ost nach West nachgeführt. In der Brennlinie der Spiegel verläuft ein Absorberrohr, auf das das Sonnenlicht gebündelt wird. In diesem Rohr zirkuliert als Arbeitsmedium eine Wärmeträgerflüssigkeit. Das Sonnenlicht wird mehr als 80-fach konzentriert und erhitzt so das Fluid auf ca. 400 °C. Diese thermische Energie wird in einem nachgeschalteten Dampferzeuger konventionell über Turbine und Generator in elektrischen Strom umgewandelt. Um hohe Wirkungsgrade bei den Betriebstemperaturen zu erreichen, muss der Reflektor mit geometrischer Präzision und Widerstandsfähigkeit gegen alle aufkommenden Windlasten die einfallende Solarstrahlung effizient reflektieren. Präzision und optischen Eigenschaften des Kollektors sind wichtige Einflussgrößen hinsichtlich der Leistungsfähigkeit des Solarkraftwerkes. Weicht beispielsweise die Form der Spiegel vom Optimum ab, führt das zu Verlusten der konzentrierten Strahlung.
Kraftwerkstypen
Das Unternehmen liefert Solarspiegel für Sonnenwärmekraftwerke (sowohl Parabolrinnen als auch Fresnel-Kollektoranlagen), Solartürme (Heliostaten)- und Solar-Stirling-Anlagen.
Das Unternehmen ist konzernunabhängig und mit elf Standorten vertreten in Europa, Nord-, Südamerika und Asien. Flabeg organisiert seine Aktivitäten über die Flabeg Holding GmbH, Unternehmenssitz Nürnberg. Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1882.
Historische Daten zur FLABEG Holding GmbH
Jahr | |
1882 | Neugründung der Further Glashütte durch die Brüder Alois und Eduard Kupfer und deren Schwager Sigmund Glaser mit drei Spiegelglasöfen. |
1905 | Entstehung der „Spiegelglasfabriken Bechmann-Kupfer AG“ durch Zusammenschluss der Spiegelglashütte Furth im Wald und der Firma Bechmann mit dem Verwaltungssitz in Fürth/Bayern. |
1919 | Erweiterung der Produktion durch den Bau der ersten Spiegelwanne und mehreren Schleif- und Polierwerken. |
1938 | Der Name „Bayrische Spiegelglasfabriken“ wird in „Spiegelglas Union AG“ mit Sitz in Fürth/Bayern geändert. |
1947 | Gleichzeitige Herstellung von Plan- und Hohlglas durch Vollautomation der Spiegelglaswanne. |
1953 | Das erste kontinuierlich arbeitende Spiegelbelegeband in Europa wird in Betrieb genommen. Damit gelingt dem Werk Furth im Wald ein einzigartiger Einstieg in die moderne Spiegelfertigung. |
1954 | Umfirmierung zu „Unionglas AG“. Die Firma Delog wird Hauptaktionär. |
1955 | Anschaffung des ersten Kantenschleifautomaten. |
1956 | Errichtung des ersten Biegeofens. |
1967 | Firma Delog übernimmt die „Unionglas AG“ als Tochterfirma und firmiert zur „Unionglas GmbH“ um. |
1970 | Die Firma Delog in Gelsenkirchen und Detag in Fürth/Bayern fusionieren zur „Flachglas AG“ mit Sitz in Gelsenkirchen. |
1971 | Kauf der Firma Schulze in Herford durch die „UnionGlas GmbH“. Fusion der drei bedeutendsten Unternehmen in der Flachglas verarbeitenden Industrie in der Bundesrepublik Deutschland: Unionglas GmbH (Furth im Wald), Westdeutsche Spiegelfabriken GmbH (Sende) und Flabeg GmbH (Fürth). Es erfolgt die Umbenennung zur „Spiegelunion Flabeg GmbH“, das Unternehmen wird eine Tochter der „Flachglas AG“. |
1972 | Kauf der ersten Aufdampfanlage zur Spiegelbeschichtung. |
1976 | Beginn der Entwicklung von Solarreflektoren. |
1978 | Umbenennung des Unternehmens in Flabeg GmbH. |
1980 | Pilkington übernimmt die „Flachglas AG“; damit wird die „Flabeg GmbH“ ebenfalls Mitglied des weltweit operierenden Pilkington-Konzerns. |
1983 | Eingang des ersten Großauftrags für Sonnenkollektoren. Der Auftrag für mehrere Millionen D Mark kommt aus Israel, die Kollektoren selbst sind für Kalifornien/USA bestimmt. Weitere 3,5 Millionen Quadratmeter Kollektoren werden nach Kalifornien, Nevada und Spanien geliefert. |
Inbetriebnahme der ersten Hochleistungskathodenzerstäubungsanlage zur Fertigung von Chromgläsern. | |
1989 | Kauf der zweiten Sputteranlage für Chrom- und Blautonkalotten und einer Elektronenstrahlbeschichtungsanlage (ESB) für Antireflexbeschichtung. |
1990 | Neubau eines vollautomatischen Belegebandes zur nass-chemischen Versilberung von gebogenen Gläsern (Kalotten und Solarreflektoren). |
1991 | Einführung des Senkbiegens für Kalotten. |
1992 | Kauf der ersten Sputteranlage für ITO- (Indium-Zinn-Oxyd) und Antireflexbeschichtungen. |
1993 | Kauf der Firmen GMC (USA), Midland (GB) und Lavet (I), um den Kalottenabsatz in den Märkten zu sichern. |
2000 | FLABEG löst sich durch Management-Buy-out aus der Pilkington-Gruppe und wird zur eigenständigen FLABEG GmbH & Co. KG. |
2004 | Gründung eines Joint Ventures in China. |
Einführung hydrophiler und blendarmer Spiegelgläser. | |
Steigerung der Produktionskapazitäten durch den Kauf von Maschinen der Firma Prinzoptics und die damit übernommenen Produktionsvolumina. | |
2006 | Akquisition der TFC Corporation (USA) und Optimierung der globalen Produktion und weltweiten Logistik. |
2008 | Übernahme von Naugatuck Glass (USA) und damit Ausbau der Kompetenzen in der Verarbeitung von Dünnglas. |
2013 | Im Dezember kündigte ACWA Holding den Erwerb der FLABEG GmbH an. Die Akquisition erfolgte durch ACWA’s Tochterunternehmen Sun & Life. |
2014 | Umbenennung des Unternehmens in FLABEG FE GmbH. |
Quellenangabe:
Unternehmen | |
Beschreibung | https://de.wikipedia.org/wiki/Flabeg |
Historie | http://www.flabeg-fe.com/unternehmen/historie.html |
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